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Strategien für den Arbeitskräftebedarf - Fachgespräch der Stiftung flexible Arbeitswelt und des IBfBm

26.04.2022

Die Stiftung flexible Arbeitswelt, das Hauptstadtboard und das Institut für Bildungsprozessforschung und Bildungsmanagement (IBfBm) luden am 06.04.2022 hochrangige Vertreter:innen aus Wirtschaft und Politik zu einem Fachgespräch bei der bbw Hochschule ein - diesmal zum Thema "Arbeitskräftebedarf in Deutschland".

Umfragen zufolge beklagen bereits aktuell 34,6 % der Unternehmen einen Mangel an Fachkräften (ifo-Institut 2021) - ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch weiter fortsetzen wird, wenn man bedenkt, dass in nächsten 10 Jahren ca. 7,3 Millionen Menschen altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden werden. Besonders betroffen sind die Logistikbranche, die Bau- und Architekturbranche sowie die Gesundheits- und Pflegeberufe. Die Stiftung flexible Arbeitswelt hat sich in einem Treffen das Arbeitskreises Arbeitsmarkt mit dem Thema beschäftigt. Politischer Gast der Tagung war die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU/CSU, Gitta Connemann MdB. Außerdem waren bei dem Treffen u.a. Bernd Becking, Nationaler Experte für Arbeitsmarktpolitik bei der EU-Kommission und Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall e. V.

Qualifizierung als Schwerpunktmaßnahme für den Arbeitskräftebedarf

Entlang des aktuellen Diskurses, wie sich der Fachkräftemangel aktuell in Deutschland bemerkbar mache, in wie fern Beschäftigte aus Drittländern zur Behebung des Problems beitragen könnten und ob das Fachkräfteeinwanderungsgesetz eine mögliche Lösung darstellen könnte, wurden bildungspolitische Herausforderungen besprochen und Ideen für den Übergang Schule-Beruf sowie die Weiterbildung von Beschäftigten entwickelt. Wilhelm Oberste-Beulmann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung flexible Arbeitswelt betonte zunächst, dass in Deutschland nicht mehr von einem "Fachkräftemangel" gesprochen werden dürfe, sondern längst ein genereller Arbeitskräftebedarf bestehe. Zu dessen Überwindung brauche es die Anwendung und Umsetzung von kurzfristigen Methoden zur Gewinnung und Bindung von Fach- und Arbeitskräften nicht nur auf Bundes- sondern auch auf regionaler Ebene. Ein zentrales Thema sei dabei die Qualifizierung.

Flexible Bildungsmaßnahmen mit Passgenauigkeit

Dr. Sascha J. Flemnitz, geschäftsführender Direktor des IBfBm und Hauptgeschäftsführer der bbw Gruppe sieht hier in erster Linie die Zusammenarbeit aller Akteur:innen in der beruflichen Bildung als wichtige Voraussetzung, um passgenaue Angebote für die Zukunft zu entwickeln und die Verzahnung der einzelnen Maßnahmen sicher zu stellen. Dabei betont er, dass Unternehmen zunehmend Bedarfe an maßgeschneiderten Bildungsmaßnahmen mit örtlicher und zeitlicher Flexibilität haben werden, die sich an individuelle Herausforderungen anpassen und in bestehende Arbeitsabläufe integrieren lassen. Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten in Unternehmen sind ein strategisches Puzzleteil, um die Arbeitgeber:inattraktivität zu erhöhen und Menschen für Arbeit zu begeistern. Größere Unternehmen schaffen dafür eigene Angebote, aber auch KMUs sind zunehmend bereit, in Weiterbildungsmaßnahmen zu investieren. Dabei nehmen sie gern geförderte Bildung in Anspruch, obwohl diese nicht immer den Anforderungen des Unternehmens gerecht werden. Hierfür benötigt es Lösungen, die Dr. Flemnitz vor allem in strategisch gut gewählten Bildungspartnerschaften sieht.

Bildungspartnerschaften als Strategie

Weitere Maßnahmen zur Deckung des Arbeitskräftebedarfs sahen die Diskutierenden in der praktischen Berufsorientierung, bei der sich Betriebe beispielsweise in Form von Praktika für Schüler:innen öffnen. Darüber hinaus sollten Programme der Weiterbildung und Qualifizierung für Arbeitgebende transparenter und einfacher gestaltet werden, um eine bessere Zugänglichkeit zu erreichen.
Die Kooperation der Stiftung flexible Arbeitswelt und des IBfBm ist ein gutes Beispiel, wie mit Bildungspartnerschaften schnell und unbürokratisch Strategien für die Herausforderung des Arbeitskräftebedarfs entwickelt und vor allem umgesetzt werden können.
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung bekräftigten beide Institutionen die Vertiefung ihrer weiteren Zusammenarbeit, indem Wilhelm Oberste-Beulmann (Vorsitzender der Stiftung) und Thomas Hetz (Geschäftsführender Vorstand) als neue Mitglieder in den Innovationsbeirat des IBfBm berufen wurden. Der Innovationsbeirat unterstützt das Institut mit wissenschaftlicher Expertise und hoher Praxisorientierung bei der Entwicklung eines nachhaltigen Kompetenz-Netzwerks.